Donnerstag, 12. März 2009

14.Dezember 2007

Es war soweit.

Ich bekam eine Einladung.

Die Einweihung des Kleinkindergrabes vom SHK Gera fand statt.

Selbstverständlich war ich da und muß sagen, es ist wunderschön geworden.

Die Grabstätte gesamt:

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Hier sind kleine Steine. Die kann man, wenn man mag für sein still geborenes Kind anfertigen lassen - den "Namen" eingravieren lassen, auch, wie man so kleine halt oft nennt, bevor sie einen richtigen Namen bekommen

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und das war der kleine Sarg, in dem sie beigesetzt wurden

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wie es weiter ging

Als erstes möchte ich ein ganz großes Dankeschön an Bruder Klaus sagen.
Ohne ihn hätte ich es nie geschafft.

Ich recherierte und suchte und - suchte und recherierte...

Fast ein ganzes Jahr später fasste ich den Mut und Entschluß, mich mit dem KH in Verbindung zu setzen.
Ich machte sie auf die Rechtsverletzung aufmerksam, denn laut Thüringer Bestattungsgesetz wäre das KH verpflichtet gewesen, dieses Kind beizusetzen.

Zu meinem Erstaunen, bekam ich eine Antwort, mit der Einladung zu einem Gespräch.

Völlig aufgeregt begab ich mich dort hin.
Die Athmosphäre war angenehm, es fielen keinerlei verletztende Worte.
Anwesend waren u.a. Gynäkologen , Pathologe und der Chef der Gyn

Die Ärzte waren gewissermaßen sogar dankbar, weil sie, lt.eigener Aussage, die Emotionen solcher Situationen, aus einem andere Blickwinkel sehen.
Also z.B., das eine Mutter sehr wohl Gefühle für so kleine (zeitige SSW) Ungeborene hat...

Für meine Tochter kam das alles zu spät, aber man versicherte mir, das es Bemühungen geben wird, ein Kleinkindergrab für das Klinikum zu erschaffen.

was ich danach erfuhr..

Mit ihren 480g Geburtsgewicht war sie nicht bestattungspflichtig.

Ich hätte sie auf eigene Kosten beisetzen lassen können, aber, das war für uns finanziell leider nicht möglich ( Minimum 800€ ohne Überführung ,
„Abschiedszeremonie“ und Friedhofskosten)

*später eingefügt*
Ich erkundigte mich beim Sozialamt Schleiz...
Sie hätten keine Kosten übernommen, eben, weil nicht bestattungspflichtig war.

Zu diesem Zeitpunkt war ich aber der felsenfesten Überzeugung, das der Körper meines Kindes trotzdem auf einem Friedhof beigesetzt wird.

Erst, als ich wieder zu hause war, den ersten großen Schock überwunden hatte, mir Erinnerungsstätten für mein Kind eingerichtet hatte (dazu später mehr), fing ich an, im Internet zu recherchieren.

Ich nahm Kontakt zu ebenfalls Betroffenen auf, schaute mir unzählige Homepages an, wo Eltern ihren still geborenen Kindern gedachten.

Dadurch erfuhr ich von den sogenannten Schmetterlingsgräbern.

Das sind Grabfelder, extra für nicht bestattungspflichtige , still geborene Kinder.
Die Beisetzungen erfolgen in der Regel 3-4 Mal im Jahr und werden von der Klinik bezahlt.

*später eingefügt*
Das KH Greiz zum Beispiel (c .a . 20km von Gera) hat ein Schmetterlingsgrab – aber auch davon erfuhr ich viel später.

Und bevor mein Kind auf die Welt kam wurde ich gefragt, ob ich es für Forschungszwecke der UNI Jena zur Verfügung stelle und als bittenden Trost wurde mir gesagt, das dann auch die „untersuchten, erforschten Teile „ 2x jährl. Mit den anderen „Forschungsobjekten“ beigesetzt werden und das daran die Studenten teilnehmen müssen.

Erstens , wie kann man eine werdende Mutter so was vorher fragen?
Und zweitens, warum setzen sie dann nicht auch „ganze Kinder“ kostenlos bei.

Ich hab dies natürlich voller Entsetzen abgelehnt, musste aber komischerweise nichts ausfüllen diesbezüglich... Deshalb
ich bin mir auch nicht sicher, ob sie mein Kind nicht trotzdem einfach zu Forschungszwecken freigegeben haben


Nun setzte ich mich wieder mit der Klinik in Verbindung, um herauszubekommen, was nun mit meiner Tochter passiert ist.
Nach langem Hin und Her, (angeblich wusste keiner, wo sie ist) erfuhr ich die schockierende Nachricht,das mein Baby, bereits mit anderem Klinikmüll entsorgt worden ist.

Die ganze Geschichte

Am 20.04.2006 kam ich mit einem vorzeitigem Blasensprung (SSW 24+6) ins Klinikum Gera.

Es folgten Untersuchungen des Fruchtwassers, sowie Ultraschallmessungen.

Meine kleine Tochter lebte, obwohl sie kein Fruchtwasser mehr hatte!!!

Sie wurde per Ultraschall „vermessen“ und man sagte mir gleich, das sie eh zu klein wäre, um zu überleben.
Und selbst wenn, dann nur mit schwersten Behinderungen.

Aber, ich wollte dieses Baby retten, bat um einen Kaiserschnitt.

Es wäre zu gefährlich, meinten sie, da das Fruchtwasser schon klinisch-toxische Werte hätte.

In so einem Moment, der so unerwartet kommt, ist man nicht in der Lage , klare Gedanken zu fassen, zu tief sitzt der Schock, die Unwissenheit, die Hilflosigkeit.

Also musste ich mich auf die Aussage der Ärzte verlassen.

*später eingefügt*

Weder der Arzt noch die Schwestern sagten mir, das dies Wehenzäpfchen das Todesurteil für meine Tochter sind...
das hab ich erst viel, viel später im Internet erfahren –
genauso, wie ich erst viel später im Netz erfahren hab, das doch einige solcher Mikrofrühchen gibt, die überleben konnten (KS) und auch zum Teil noch leben und schon „groß“ sind
Bsp:
http://lea-soll-leben.de/


Man legte mir das erste Wehenzäpfchen.
Dann wieder und wieder...
Inzwischen waren schon 24 Stunden vergangen – nichts passierte.
Gegen 14 Uhr kam ich in den Kreissaal.
Der Muttermund war erst 2cm auf und noch ganz fest.
(mein Baby wollte noch nicht geboren werden)
Schließlich hängte man mich an den Wehentropf und knapp 30 Minuten später wurde meine kleine Maus still geboren.

*später eingefügt*
alle wussten das mein Kind tot sein wird – nur hat niemand was gesagt – ich hab mich nur gewundert, das im Kreissaal weder das Wärmebettchen „angestellt“ war, noch die Lampe über dem Untersuchungs-und Badeplatz brannte



Ich hatte von vorn herein gesagt, das ich mein Kind sehen und halten möchte, das ich einen Fuß- und Handabdruck und ein Foto haben möchte.
Das wusste ich von einer Netzbekannten, der man dieses recht vor 10 Jahren verweigert hatte.
Ich weiß nicht, ob das KH mir diese Möglichkeit, das Baby zu sehen usw. angeboten hätte.

Man nahm sie erst mal mit raus und ich wartete voller Sehnsucht auf mein Baby.

Endlich kamen sie wieder.

In eine „Unterlage“ gewickelt legte man mir mein Baby voller Skepsis auf die Brust und fragten mich, ob ich mir sicher sei, das ich mir „SOWAS“ ansehen will und ich solle nicht erschrecken

Zum Glück lies man mich mit ihr allein.

Ich streichelte mein totes Kind, erzählte mit ihr, schaute mir ihr ganzes Körperchen an.
Sie war so winzig und doch schon so hübsch.
Die kleinen Händchen reichten nicht mal um meinen kleinen Finger.

Viel Zeit blieb mir nicht , dabei hätte ich sie so gern behalten .Man gönnte mir schätzungsweise nur 10 Minuten, vermutlich, wegen der Ausschabung .

Man hätte mir ja vielleicht anbieten können, das ich mein Baby danach noch mal bekomme, um mich in aller Ruhe von ihr verabschieden zu können.


Wieder zurück auf Station übergab man mir eine „Beileidsmappe“.
Ein wunderschönes Gedicht war das erste, was ich wahrnahm:

Ich kenne dein Gesicht -
ohne je die Farben deiner Augen gesehen zu haben.

Ich spüre noch immer die Berührungen -
ohne, dass mich deine Hände je gestreichelt haben.

Ich sehe deinen kleinen Mund vor mir –
ohne, dass ich ihn jemals Mama sagen hörte.

Ich hielt dich in meinem Arm -
ohne dich je in den Schlaf gewiegt zu haben.

Ich habe dich geboren -
ohne dir das Leben geschenkt zu haben.

Copy by Schmetterlingskinder.de


Das, was mich jetzt am meisten beschäftigte, war,
Was passiert jetzt mit meiner kleinen Tochter???


Ich weinte mir immer noch die Augen aus , wollte auch endlich das Foto haben.
Ich wusste nicht ein und nicht aus.

Doch das Foto bekam ich erst am 3. Tag „danach“ und war zutiefst enttäuscht.

Nur in die Windel gewickelt, das Mündchen noch offen...
Ich wusste:
Ich muß mein Baby noch mal sehen.

Trotz der Unverständnis der „Angestellten“ hab ich es aber geschafft, das ich meine Tochter noch mal in der Pathologie ansehen darf.

Ich war auf alles vorbereitet, aber das war mir egal, ich wollte sie sehen.

Zu meiner großen Überraschung hat man sich in der Pathologie die Mühe gemacht und hatte sie würdevoll aufgebahrt.

Leider waren die 3 Tage nicht spurlos an ihr vorbei gegangen.
Das Gesichtchen war eingefallen und das Kindchen verfärbt.

Aber trotz alledem war es ein beruhigender Anblick.
Sie sah aus, wie ein kleiner schlafender Engel.
Ich durfte sie noch mal streicheln.
Sie war so kalt, am liebsten hätte ich sie mitgenommen und gewärmt.

Nun musste ich für immer Abschied nehmen...

Immer wieder, die Frage nach dem WARUM, ein Meer von Tränen, wieder diese Hilflosigkeit...



Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was ich noch erfahren sollte...


Leb wohl, mein kleiner Engel !
Mama liebt dich !

Waren meine letzten Worte...