Donnerstag, 12. März 2009

Die ganze Geschichte

Am 20.04.2006 kam ich mit einem vorzeitigem Blasensprung (SSW 24+6) ins Klinikum Gera.

Es folgten Untersuchungen des Fruchtwassers, sowie Ultraschallmessungen.

Meine kleine Tochter lebte, obwohl sie kein Fruchtwasser mehr hatte!!!

Sie wurde per Ultraschall „vermessen“ und man sagte mir gleich, das sie eh zu klein wäre, um zu überleben.
Und selbst wenn, dann nur mit schwersten Behinderungen.

Aber, ich wollte dieses Baby retten, bat um einen Kaiserschnitt.

Es wäre zu gefährlich, meinten sie, da das Fruchtwasser schon klinisch-toxische Werte hätte.

In so einem Moment, der so unerwartet kommt, ist man nicht in der Lage , klare Gedanken zu fassen, zu tief sitzt der Schock, die Unwissenheit, die Hilflosigkeit.

Also musste ich mich auf die Aussage der Ärzte verlassen.

*später eingefügt*

Weder der Arzt noch die Schwestern sagten mir, das dies Wehenzäpfchen das Todesurteil für meine Tochter sind...
das hab ich erst viel, viel später im Internet erfahren –
genauso, wie ich erst viel später im Netz erfahren hab, das doch einige solcher Mikrofrühchen gibt, die überleben konnten (KS) und auch zum Teil noch leben und schon „groß“ sind
Bsp:
http://lea-soll-leben.de/


Man legte mir das erste Wehenzäpfchen.
Dann wieder und wieder...
Inzwischen waren schon 24 Stunden vergangen – nichts passierte.
Gegen 14 Uhr kam ich in den Kreissaal.
Der Muttermund war erst 2cm auf und noch ganz fest.
(mein Baby wollte noch nicht geboren werden)
Schließlich hängte man mich an den Wehentropf und knapp 30 Minuten später wurde meine kleine Maus still geboren.

*später eingefügt*
alle wussten das mein Kind tot sein wird – nur hat niemand was gesagt – ich hab mich nur gewundert, das im Kreissaal weder das Wärmebettchen „angestellt“ war, noch die Lampe über dem Untersuchungs-und Badeplatz brannte



Ich hatte von vorn herein gesagt, das ich mein Kind sehen und halten möchte, das ich einen Fuß- und Handabdruck und ein Foto haben möchte.
Das wusste ich von einer Netzbekannten, der man dieses recht vor 10 Jahren verweigert hatte.
Ich weiß nicht, ob das KH mir diese Möglichkeit, das Baby zu sehen usw. angeboten hätte.

Man nahm sie erst mal mit raus und ich wartete voller Sehnsucht auf mein Baby.

Endlich kamen sie wieder.

In eine „Unterlage“ gewickelt legte man mir mein Baby voller Skepsis auf die Brust und fragten mich, ob ich mir sicher sei, das ich mir „SOWAS“ ansehen will und ich solle nicht erschrecken

Zum Glück lies man mich mit ihr allein.

Ich streichelte mein totes Kind, erzählte mit ihr, schaute mir ihr ganzes Körperchen an.
Sie war so winzig und doch schon so hübsch.
Die kleinen Händchen reichten nicht mal um meinen kleinen Finger.

Viel Zeit blieb mir nicht , dabei hätte ich sie so gern behalten .Man gönnte mir schätzungsweise nur 10 Minuten, vermutlich, wegen der Ausschabung .

Man hätte mir ja vielleicht anbieten können, das ich mein Baby danach noch mal bekomme, um mich in aller Ruhe von ihr verabschieden zu können.


Wieder zurück auf Station übergab man mir eine „Beileidsmappe“.
Ein wunderschönes Gedicht war das erste, was ich wahrnahm:

Ich kenne dein Gesicht -
ohne je die Farben deiner Augen gesehen zu haben.

Ich spüre noch immer die Berührungen -
ohne, dass mich deine Hände je gestreichelt haben.

Ich sehe deinen kleinen Mund vor mir –
ohne, dass ich ihn jemals Mama sagen hörte.

Ich hielt dich in meinem Arm -
ohne dich je in den Schlaf gewiegt zu haben.

Ich habe dich geboren -
ohne dir das Leben geschenkt zu haben.

Copy by Schmetterlingskinder.de


Das, was mich jetzt am meisten beschäftigte, war,
Was passiert jetzt mit meiner kleinen Tochter???


Ich weinte mir immer noch die Augen aus , wollte auch endlich das Foto haben.
Ich wusste nicht ein und nicht aus.

Doch das Foto bekam ich erst am 3. Tag „danach“ und war zutiefst enttäuscht.

Nur in die Windel gewickelt, das Mündchen noch offen...
Ich wusste:
Ich muß mein Baby noch mal sehen.

Trotz der Unverständnis der „Angestellten“ hab ich es aber geschafft, das ich meine Tochter noch mal in der Pathologie ansehen darf.

Ich war auf alles vorbereitet, aber das war mir egal, ich wollte sie sehen.

Zu meiner großen Überraschung hat man sich in der Pathologie die Mühe gemacht und hatte sie würdevoll aufgebahrt.

Leider waren die 3 Tage nicht spurlos an ihr vorbei gegangen.
Das Gesichtchen war eingefallen und das Kindchen verfärbt.

Aber trotz alledem war es ein beruhigender Anblick.
Sie sah aus, wie ein kleiner schlafender Engel.
Ich durfte sie noch mal streicheln.
Sie war so kalt, am liebsten hätte ich sie mitgenommen und gewärmt.

Nun musste ich für immer Abschied nehmen...

Immer wieder, die Frage nach dem WARUM, ein Meer von Tränen, wieder diese Hilflosigkeit...



Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was ich noch erfahren sollte...


Leb wohl, mein kleiner Engel !
Mama liebt dich !

Waren meine letzten Worte...

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